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Frage zu Fockbaumaufhängung
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Christian W.
Wind und Wasser
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Beitrag: #1
 

Hallo Skippers!

Mal eine Frage in die Runde:
Kann mir jemand erklären, warum der Fockbaum bei der MM nicht in der Verlängerung des Vorstags (wie bei den "Großen" üblich) aufgehängt ist?

Hat das was mit dem Segeltrimm zu tun, oder ist das eine technische Notwendigkeit, deren Sinn sich mir irgendwie entzieht?
Daraus ergab sich doch z. B. der Nachteil, dass bei einer gewissen Vorstagspannung durch die Hebelwirkung des Baums das Achterliek der Fock flach gezogen wird und bei Leichtwind ggf. eine Fock-Dirk eingesetzt wird...  
:think:
Das würde sich ja bei einer Verlagerung der Aufhängung ganz nach vorne ändern - oder nicht?

Fragende Grüße aus dem verregneten Rheinland,
Christian


Der Trimm bringt die Zentimeter, die Taktik die Meter.

GER-888 / CH-57, 50, 83 - Member of CHAOS Sailing Team

17.11.2004 12:10
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Wolfgang Kracht (104)
Syndikat Hannover
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Beitrag: #2
 

Hi,

also bei meiner Comtesse ist das genauso gelöst wie bei der MM. Eine gewisse Achterliekspannung muss doch auch vorhanden sein. Ansonsten bräuchte man genau wie beim Groß einen Baumniederholer. Auf Vorwindkusen und bei wenig Wind öffnet sich die Fock so sicherlich auch leichter, da der Baum gewichtsmäßig besser ausbalanciert ist.


rMM 104 - 2,4 GHz (MC12/FrSky)
17.11.2004 12:48
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Thomas
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Beitrag: #3
 

Hi Christian,

so eine Pendelfock ist eine Kompromisslösung für eine Fockausführung bei einem Modellboot, die a) sehr einfach ist und b) recht ordentlich funktioniert.

Sie ist nicht ohne Nachteile: Der vordere Teil der Segelfläche steht ungünstig nach vorne vor und der Trimm des Segels ist ein recht komplexes, emfindliches Gebilde aus Riggspannung und Mastbelastung/biegung.

Du hast dabei den einen "Nachteil" (der eigentlich ein Vorteil der Pendelfock ist) bereits in dem stramm gezogenen Achterliekbereich der Fock ohne Verwendung einer zusätzlichen Dirk zur Kompensation bzw. Trimmung gesehen. Das genau ist aber der Sinn des Systems.
Denn wenn dieser Pendeleffekt aus Vorstagspannung über Pendelfockbaum auf das Achterliek nicht da wäre und das Vorliek bzw. die Aufhängung des Baumes sich ganz vorne befinden würde, würde das Achterliek bei der kleinsten Böe einfach auswehen, weil der Baum beliebig und ohne Gegenwehr hochsteigen kann. Da fehlt dann ein Niederholer wie beim Großsegel.

Schau Dir die ohne Baum gefahrenen Vorsegel bei manntragenden Segelbooten an, wie deren Verläufe außerhalb von Kursen Am-Wind aussehen. Ziemlich verwindend und vor dem Wind dann gar nichts mehr. Da fahren die dann ja auch andere Segel....

Alternativ zu so einer Pendelfock wäre beim Modellboot ein fester Fockbaumdrehbeschlag genau wie beim Großbaum machbar. Das hat aber neben zusätzlichem Gewicht so einige Probleme bei der funktionsgerechten Konstruktion..... Solche Dinger gibt es aber durchaus bei einigen M-Booten, z.T. dort aufwendig aus Titan ausgeführt. Damit die richtig funktionieren, müssen sie gut zum Segel einstellbar sein und sehr sauber gefertigt werden, um nicht unnötigen Widerstand z.B. beim Drehen zu erzeugen. Bei der MM dürfte es schwierig werden, so eine Konstruktion vorne am Bug noch unter zu bringen, weil die Fock dazu eigentlich bereits zu weit vorne am Bug endet und einfach kein Platz für die Befestigung eines guten Beschlages dort noch ist.

Gruß
Thomas

17.11.2004 12:55
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Niels_GER36
Niels
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Beitrag: #4
 

Andere können da bestimmt mehr zu sagen, aber auf jeden Fall macht diese Konfiguration wirklich nur Sinn zusammen mit einer Fockdirk, weil das Achterliek der Fock einfach nicht dafür gedacht ist, ähnlich hohe Kräfte wie das Vorstag aufzunehmen. Die Fock würde gar nicht mehr auswehen, deshalb Fockdirk nötig.

Das Tolle an diesem fest definierten Dreieck, also Vorstag, Fockbaum und Fockbaum ist, dass die Verwindung der Fock völlig unabhängig vom Schotwinkel ist. Das Ganze kann sich also drehen, wie es will, das Achterliek weht immer genau in dem eingestellten Maße aus. Bei normalen Vorsegeln, oder auch wenn das Vorstag, wie von Dir erwähnt, in Verlängerung der unteren Aufhängung wäre, zieht die Schot immer auch ein wenig nach unten. Sobald man also die Fockschot ein wenig aufmacht, öffnet sich sofort das Achterliek. Nicht so einfach zu erklären, einfacher zu zeigen auf dem Boot selber.

In dieser Modellversion stellen wir also mit der Schot wirklich nur den Winkel des Segels zur Bootsachse ein, ohne Einflüsse auf das Achterliek. Das macht es einfacher und schneller.

Raumschots wird das Segel weniger vom Großsegel verdeckt und vor dem Wind schwingt es besser in die "Schmetterlingsstellung". Also eindeutig Vorteile für das Pendelfocksystemen.

Angenehmer, aber nicht entscheidender, Nebeneffekt: Die Fock wird ausbalanziert und damit werden die Schotkräfte recht gering.

Bei M-Booten werden anscheinend beide Versionen gefahren, wenn ich das richtig mitbekommen habe, hat die "konventionelle" Version, also Aufhängung ganz vorne, Vorteile am Wind (mehr Höhe), dafür sind die Konstruktionen des Fockbaums aber recht kompliziert. Da können andere mehr zu erzählen Wink

Bei unseren toleranten Klassenregeln läßt sich ja eine Menge ausprobieren, man könnte die Fockaufhängung soweit nach vorne verlegen, bis gerade noch genug Spannung auf der Fockdirk ist (die man übrigens auch bei allen Windstärken fährt)

Bei den "Großen" gibt es übrigens auch Pendelfocks zu sehen. Für Fahrtenschiffe evtl. gar nicht so blöde....

http://www.reinke-yacht.de/images/s11-sche...fner-segel1.jpg

...kann man da ruhig montieren, weil Schiff sowieso schon häßlich...

Schönen Gruß,
Niels

17.11.2004 12:59
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Niels_GER36
Niels
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Beitrag: #5
 

Mal wieder ein typischer Fall von gleichzeitig verfassten Beiträgen mit sich überschneidenden Aussägen. Aber so kriegen wir jede Frage von allen verschiedenen "backgrounds" her beleuchtet  :baerli:

17.11.2004 13:05
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Thomas
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Beitrag: #6
 

Zitat:
Die Fock würde gar nicht mehr auswehen, deshalb Fockdirk nötig.


ne, ganz so einfach ist es nicht, denn die Vorstagspannung vom Rigg wird ja über den recht klein zu haltenden vorderen Pendelanteil sehr stark reduziert auf das Achterliek gegeben. Wenn der Pendelanteil ca. 1/5 der Fockunterlieklänge ist, wird die Vorstagspannung dann 4/5 weniger auf das Achterliek weiter gegeben. Dazu kommt noch der Umstand, das die Vorstagspannung nicht konstant ist, sondern über den Mast / Mastbiegung / Achterstag / Achterstagbügel beeinflußt wird - das System also alles andere als "starr" ist. Daher geht es auch durchaus ohne Dirk, nur dann hat man mit dem Trimm schon ganz gut zu tun, den so hinzukriegen, daß es möglichst über einen gewünschten Bereich funktioniert. Bzw. der Bereich eines guten, passenden Trimms ist viel kleiner, als mit Dirk.
Die Verwendung einer Fock-Dirk ist übrigens noch gar nicht so lange üblich. Als ich Anfang der 80iger mit M-Booten anfing, hatten wir das noch nicht. Kam erst in den 90iger durch.

17.11.2004 13:09
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Thomas
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Beitrag: #7
 

Zitat:
Mal wieder ein typischer Fall von gleichzeitig verfassten Beiträgen mit sich überschneidenden Aussägen. Aber so kriegen wir jede Frage von allen verschiedenen "backgrounds" her beleuchtet


Tongue

....da kann man auch sehen, wie hier einige auf der Lauer sitzen, um sofort ihren Senf abzugeben  Rofl  Heuldoch

17.11.2004 13:11
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Christian W.
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Beitrag: #8
 

Danke für die vielen, raschen Antworten!

An die Vorwind-Situation und einen steigenden Baum hatte ich gar nicht gedacht - vielleicht, weil mir hoch am Wind immer mehr Spaß macht, als so langweilige Vorwindstrecken...  Wink

Hmmm.
Frage mich gerade, ob ein federnder "Drahtwinkel" zwischen Vorstag (nach oben zeigend) und Fockbaum als "Niederdrücker" eingesetzt werden könnte.
Ist aber wohl schlecht in der Spannung justierbar...  :think:

Also außer bei M-Booten hat bei "MM-Booten" noch keiner seinen Fockbaum derart modifiziert, oder?

Gruß, Christian


Der Trimm bringt die Zentimeter, die Taktik die Meter.

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17.11.2004 13:15
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Niels_GER36
Niels
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Beitrag: #9
 

... ist ja auch ein nettes Mittagspausenhobby....
besser als  Kos  oder  Beerchug  oder  :schruppeliest:


Titanbeschläge??? so langsam bekomme ich eine Ahnung davon, warum die M-Boote nicht gerade klassenentwicklungsmäßig auf dem aufsteigenden Ast sind.

Niederdrücker ginge bestimmt, aber lieber nicht federnd, weil wir schon genug biegsame und dehnbare Elemente haben, die wir zu einem funktionieren Trimm abstimmen müssen.
An sich ganz nett, wenn man eben keine Fockdirk mitten in der Düse hätte.
Bei ordentlich Spannung auf dem Vorstag müsste so ein "Niederdrücker" aber den Baum nach oben ziehen. Vielleicht könnte man einen Winkel längs Vorstag und Fockbaum machen und das irgendwie verstellbar. Nur das Segel darf nicht durch Elemente behindert werden.
Fockdirk scheint die einfachste Möglichkeit zu sein....

Grüße,
Niels

P.S. Vorwind wird bei mehr Wind schon interessanter  Mat

17.11.2004 13:32
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Thomas
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Beitrag: #10
 

ja,  Kos und  Sauf   ist doch ein schlechter Pausenfüller...

Hier mal so ein besagter Titan-Beschlag aus dem Hause Walicki. Hat mal was von 400,- DM gekostet, wenn ich es recht in Erinnerung habe...

Die A-Fock ist hier sogar etwas nach innen (nach Lee) angeschlagen, weil beim M-Boot B-Rigg die Fock unten breiter ist aber eben auch noch am Beschlag passen muß...

Dazu muß dann beim Riggwechsel auch rasch noch die Neigung der Drehachse neu justiert werden, da die B- / C-Riggs einen stärkeren Vorliekwinkel haben und sonst das Segel nicht richtig gefiert wird.....

Damit nicht genug, dieser Beschlag muß seitlich sehr exakt sitzen / ausgerichtet sein, sonst verwindet sich das Achterliek der Fock zu beiden Seiten ungleichmäßig weit.
Und er muß halt auch seitlich die Kräfte des Segels aufnehmen können, bzw. das Deck plus Unterbau darf da nicht nachgeben, sonst steigt ja der Baum wieder unerwünscht flexibel hoch....

Gruß
Thomas



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17.11.2004 13:47
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