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FAQ zu Regeln, ISAF, DSV etc.
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Roland K.
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Beitrag: #1
FAQ zu Regeln, ISAF, DSV etc.

Weil die Begriffe ja immer mal wieder auftauchen und zum Teil auch für Verwirrung sorgen dachte ich mir ich schreib mal ein FAQ rund um die Regelwerke, einige Dinge werden da doch häufig Missverstanden.

Am Ende werdet ihr Euch wundern wie viele Regeln es bei der angeblich doch so anarchisch organisierten MM gibt: wir haben Klassenregeln, Segelregeln, Ranglistenregeln und Segelanweisungen genau wie die „großen“, die Unterschiede sind gar nicht so groß wie man manchmal denkt.
Fangen wir gleich mal mit dem dicksten Brocken an:

ISAF

Das ist die International Sailing Federation. Die hat die Schirmherrschaft über das internationale Wettsegeln und auch ein Monopol darauf Meisterschaften (Internationale aber auch z.B. Deutsche) durchzuführen. Auch wenn der Anspruch nicht unumstritten ist, nehmen wir das Mal der Einfachheit als gegeben hin. D.H. ohne Segen der ISAF darf man keine Deutschen Meisterschaften Durchführen, ein Grund warum das bei uns GMMC heißt und nicht Deutsche MM Meisterschaft, wenn man das so nennt könnte die ISAF einem theoretisch aufs Dach steigen…
Weiterhin legt die ISAF die Regeln fest nach denen gesegelt wird, kurz gesagt die Vorfahrtsregeln, zum Teil aber auch andere Dinge wie z.B. die Auswertung/Punktesystem einer Regatta. Diese Vorfahrtsregeln sind gemeinhin gemeint wenn von ISAF Regeln gesprochen wird, offiziell Heißen die: Racing Rules of Sailing, nachzulesen hier: http://www.sailing.org/documents/index.php.
Die werden übrigens alle 4 Jahre angepasst/geändert, immer nach den Olympischen Spielen damit die Segler dann wieder 4 Jahre Zeit haben sich auf die neuen Regeln einzustellen. Gedacht ist das ganze natürlich für große Boote, es gibt aber den Anhang E der Regeln der speziell für Modellsegelboote geschrieben ist.    

Segelregeln

Kurz gesagt sind die ISAF Regeln also das was bei uns die „Segelregeln“ (http://www.mm-sailing.de/mm-hp/regeln/se...ln2012.pdf) sind die vor kurzem von Thomas überarbeitet worden sind. Unsere Segelregeln entsprechen übrigens durchaus den ISAF Regeln, sind aber in vielen Punkten vereinfacht bzw. viele „Spitzfindigkeiten“ sind einfach weggelassen. Also der Versuch das Ganze auf die Basisdinge wie Backbord vor Steuerbug oder Lee vor Luv zu reduzieren. Eine Ausnahme bei uns wäre z.B. die beim letzten GMMC praktizierte Regel das Boote auf Vorwindkurs immer ausweichen müssen. Das ist keine Vereinfachung sondern eine Änderung der ISAF Regeln. Wenn man das mal weglässt kann man sagen solange man die MM Segelregeln befolgt segelt man gleichzeitig auch nach den Basis-ISAF Regeln.

Klassenregeln

Regeln wie die Boote aussehen. Größe, Anzahl der Crew, Anzahl der Rümpfe, Segelgröße etc. Das hat erst mal gar nix mit ISAF zu tun. Man kann eine Klassenregel schreiben ohne mit der ISAF in die Quere zu kommen. So bei MM geschehen, das sind unsere „Bootsregeln“ (http://www.mm-sailing.de/mm-hp/regeln/bo...4-up08.pdf). So eine Klasse könnte man dann Versuchen von der ISAF anerkennen zu lassen um offizielle Meisterschaften auszutragen oder sogar eines Tages bei Olympia mitzusegeln.  ISAF Anerkennung ist aber keine Pflicht es gibt eine Menge Großboot und auch Modellsegelklassen die nicht ISAF Anerkannt sind, so what nennt man die Meisterschaft eben GMMC (oder bei RG65 iDM was für „inoffiziell ;-) steht). Nur kurz erwähnen will ich dass es bei der ISAF noch „Equipment Rules of Sailing“ gibt. Die sind allgemeiner gehalten und können zum Teil durch die Klassenregeln außer Kraft gesetzt werden.

DSV

Der Deutsche Seglerverband (Seite für die Modellsegler: http://www.radiosailing.de), wer Mitglied in einem dem DSV angeschlossenen Segelverein ist der ist da automatisch mit drin. Der DSV legt keine Klassenregeln fest. Man kann aber eine Klasse vom DSV anerkennen lassen. Geht auch ohne ISAF, die Basic Jolle ist als Einsteigerboot z.B. vom DSV anerkannt ohne eine ISAF Klasse zu sein. Bei den Modellsegelbooten sind die „offiziellen“ Klassen IOM, Marblehead und 10 Rater, Katamarane mal der Einfachheit halber beiseitegelassen. DSV wird häufig mit ISAF gleichgesetzt, das stimmt so erst mal nicht, man kann z.B. durchaus nach ISAF Regeln Segeln aber die u.g. AFM nicht beachten (übliches Vorgehen bei RG65).
Der DSV legt auch keine Vorfahrtsregeln fest sondern bindet sich da an die ISAF Regeln. Was der DSV aber macht ist z.B. festzulegen wie die Rangliste einer Klasse gestaltet wird. Haben wir auch sind die

Ranglistenregeln:

Hier wird eben festgelegt nach welchen Maßgabe Regatten  in die Rangliste aufgenommen werden, wie gewertet wird etc. , nachzulesen hier:  http://www.mm-sailing.de/forum//showthread.php?tid=2131
Drüber hinaus gibt’s noch weitere Anweisungen beim DSV, da wird sehr genau festgelegt wie eine Ranglistenregatta auszusehen hat, das wird in den

AFM

Festgelegt (man sieht schon am Titel das ist was rein Deutsches:  AUSSCHUSS FÜR RC-SEGELN
MUSTERSEGELANWEISUNG UND REGATTADURCHFÜHRUNG“). Also eine Mustersegelanweisung in der spezifiziert wird was nicht in den anderen Regeln steht. Bzw. manche Sachen sind so gedacht dass sie eben vom Veranstalter noch spezifiziert werden können. Dazu gehören z.B. die Streicher, ISAF sagt es gibt einen Streicher, egal wie viele Regatten gefahren werden. Das darf aber vom Veranstalter modifiziert werden und muss dann eben in der

Segelanweisung

Festgehalten werden. Also Segelanweisung wird schriftlich vor einer Regatta vom Veranstalter ausgehändigt um einige unklare Dinge zu spezifizieren. Mal als Beispiel, bei RG65 wird in der Regel nach den ISAF Vorfahrtsregeln gesegelt, als Ausnahme wird aber in den Segelanweisungen z.B. die Tonnenberührung erlaubt.   Bei uns ist das Ganze nicht immer schriftlich festgehalten, aber wenn bei der Steuermannsbesprechung z.B. gesagt bei Frühstart reicht auch das Bloße eintauchen hinter die Linie (im Gegensatz zu „Round the Ends“). Dann entspricht so was einer mündlichen Segelanweisung. Und wer schon mal beim GMMC war der hat auch schon mal eine schriftliche Segelanweisung in der Hand gehalten.Wink (und wahrscheinlich wie die meisten nicht gelesen...Zisch)

28.11.2012 10:24
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filtor
leidet mit Schumi
****


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Beitrag: #2
RE: FAQ zu Regeln, ISAF, DSV etc.

Moin Roland,

klasse das du dir viel Mühe gemacht hast.
Du hast alles rausgesucht, alles hat seine Ordnung.

Wichtiger finde ich aber noch die Kenntnis und Einhaltung der Grundregeln, damit so was wie reindrängeln am Start und dann
mit halben Wind die Startliene runterfahren nicht passiert.
Was kann man dagegen tun ?
Darauf hinweisen reicht ja meist nicht und zack das Rennen mehrerer Teilnehmer ist versaut.
Aber das ist nicht sich vertun, sondern unfair oder dilettantisch (oder beides Schulter).

Wir lassen uns mit der MM als Klasse und unseren Regeln ja immer ein wenig unter "naja" abstempeln.
Dabei brauchen wir uns meiner Meinung nach in der Regel  nirgends "verstecken".
Ich bin in letzter Zeit ja auch in einer anderen Klasse Regatten gesegelt und musste feststellen, dass das Niveau
(damit meine ich ausschließlich die Regelfestigkeit der Teilnehmer) dort auch nicht besser ist.

Des weiteren finde ich es gut das unsere Klasse so offen ist, das der Ausrichter mit Ankündigung Regeln ändern kann oder sogar sollte.
Vor dem Wind weicht aus ist ja z.B. eine sinnvolle Ergänzung bei RC und ist sogar schon auf dem GMMC erfolgreich übernommen worden.
Das von Yeti ergänzte Low Point Auswertungssystem ist so geil, das es bei uns überall Anwendung findet.
Ich persönlich finde aber das Bonus Point System mit
1. Platz 1 0
2. Platz 2 3
3. Platz 3 5,7
4. Platz 4 8
5. Platz 5 10
6. Platz 6 11,7
7. Platz 7 13
und jeder folgende Platz je ein Punkt mehr wesentlich gerechter.
Da wird ein "Vornefahren" und erster Platz mehr belohnt.
Könnte ich als Ausrichter so machen, bin aber zu faul dafür das Programm umzuschreiben.

Ich finde unsere Klasse von den Regeln her gut so wie sie ist und wir sollten stolz auf unser kleines Böötchen sein.

VG
Torsten


Welch triste Epoche.....
28.11.2012 12:57
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Thomas
3er
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Beitrag: #3
RE: FAQ zu Regeln, ISAF, DSV etc.

Hinweis / Zusatz:

MM-Klassenregeln:
Setzen sich aus den MM-Bootsregeln und den MM-Segelregeln zusammen.
Primär sind dabei die Bootsregeln zu beachten.
Die MM-Segelregeln gehen dabei allein um die bei MM-Regatten zu beachtenen minimalen Vorfahrtsregeln. Sie sollen damit als rudimentäres Grundgerüst dienen, da gerade bei MM viele Segel-Einsteiger dabei sind, die mit dem komplexen Vorfahrtsregelwerk der ISAF recht belastet und dadurch oft abgeschreckt werden (würden). Außerdem soll / so war es mal gedacht und läuft es seit Jahren / bei MM das Regattaspiel bewußt "locker" ablaufen - ohne ewiges Regel"geschrei" um Punkt X und Y und Z oder doch W.

In anderen Klassen umfassen die "Klassenregeln" stets nur und allein die reinen Bootsregeln, da die Segelregeln dort automatisch über ISAF abgedeckt sind. (Bzw. bei der Naviga - dem Modellschiffsweltdachverband - gibts auch eigene Regelfassungen, dort ist z.B. Bojenberühren erlaubt, ebenso Videoüberwachung bei Meisterschaften mit erster Entscheidung an der Startstelle und anderes, was das Spiel lenken soll...)

Die AFM vom DSV  KANN inhaltlich bei MM herangezogen werden, ist aber in erster Linie für die DSV-Klassen geschrieben und nur dort für deren RL-Regatten bindend vorgeschrieben. (Sonst hätte ich mir ja auch die beiden Regatta-Infoartikel sparen können...)

Für die MM-Rangliste gelten allein unsere eigenen Ranglisten-Vereinbarungen, nicht die, die es beim DSV oder sonstwo gibt. Wenn die Ranglistenregeln mal diskutiert werden, wird oft Bezug auf die DSV-Auslegung genommen - man muß ja auch nicht alles neu erfinden...

Die EQRS (equipment rules of sailing) sind eine allgemeine Definition über bootstechnische Begriffe und Auslegungen und gelten damit über die reinen Bootsregeln der ISAF hinweg (damit nicht in jeder Boots/Klassenregel alles neu reingeschrieben werden muß..). EQRS gibts m.  W. nach trotz deren grundsätzlicher Bedeutung für alle Klassen (eben auch IOM, M, 10R und so) nur in englisch.... Also eigentlich ein grundsätzliches Nachschlagewerk!

Segelanweisung: Hab ich bislang eigentlich bei "unseren" MM-Regatten als überflüssig angesehen, schon gar in schriftlicher Form. Eigentlich sollte es auch ohne explizite Segelanweisung laufen können. Eine Startbesprechung dient in der Regel für die Klärung ggfs. "variabler" Handhabungen, also System Frühstart, oder die Vor-dem-Wind-Spezial-Regel, Zeitangaben und grundsätzlichen Ablauf / Pausen und so.
Über Punktevergabe etc. pp. sollte es eigentlich zu keinen Diskussionen kommen (müssen).

Aus dem Rest halte ich mich raus, irgendwie nervts Thema und so manche Kommentare nach den Regatten dazu so langsam.

Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.11.2012 13:58 von Thomas.

28.11.2012 13:35
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Roland K.
Unregistered


Beitrag: #4
RE: FAQ zu Regeln, ISAF, DSV etc.

Danke Thomas für die Ergänzungen.

An die anderen:

Ich habe die Aufstellung ganz klar nur als Nachschlagewerk gedacht, für diejenigen die sich ein bischen für diese Dinge Interessieren. Das war keine Aufforderung zur Regeldiskussion, keine Wertung in irgendeiner Weise welches System nun besser oder schlechter sein könnte und auch keine Aufforderung irgendwas neues bei uns einzuführen.

28.11.2012 15:33
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g2909
Sonntagssegler
***


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Beitrag: #5
RE: FAQ zu Regeln, ISAF, DSV etc.

Moin Roland,

gut gemacht! Kann mich nicht erinnern, je einen so guten wie übersichtlichen Überblick auf das Regelwerk und deren Zusammenhänge gesehen zu haben Minimix014

Gruß Christian


rMM  -  GER 290  -  2.4 Ghz
28.11.2012 17:44
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