Um zu wissen wo man steht sollte man gelegentlich auch das nähere Umfeld betrachten. Und da ist zurzeit einiges los. Ich erlaube mir mal einen Blick in ein benachbartes Forum, in dem auch schon öfters über Micro Magic gesprochen wurde. Es ist für unsere Klasse nicht ganz uninteressant, was da stattfindet und noch dazu erscheint einiges von dem, was hier früher passierte, nachträglich in einem etwas anderen Licht.
In jenem Nachbarforum startete vor einigen Monaten eine Diskussion über das Thema Anschluss der Klasse an den DSV, ja oder nein. Im November wurde abgestimmt und eine sehr große Mehrheit stimmte pro DSV. Leider fanden die zahlreichen Diskussionen in einer sehr vergifteten Atmosphäre statt. Liest man auch nur einige der Beiträge, die letztlich zur Findung eines vorübergehenden Klassenreferenten abgegeben wurden, kann man schon erahnen, was den Sommer über los war.
Wer hier schon länger dabei ist, wird angesichts der Protagonisten und der Argumentationsketten das ein oder andere Déjà-vue-Erlebnis haben. Es wird mehr als deutlich, dass es offensichtlich keine Frage des Modellboottyps ist, sich über ein wichtiges Thema sinnlos zu zerstreiten, sondern dass vielmehr eine kleine Truppe von Unnachgiebigen ausreicht, jede Community in einen Scherbenhaufen zu verwandeln. Und mit wachsender Übung wird natürlich auch der Scherbenhaufen größer. Nur ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit…
14 Tage lang stand für den gesuchten Klassenreferenten nur ein einziger Kandidat –nennen wir ihn mal d’Artagnan- bereit. Kurz vor Meldeschluss hat dann -völlig unerwartet- eine weiterer Recke –nennen wir ihn mal Robin Hood- dem Drängen seiner vielen Anhänger nachgegeben und sich ganz entgegen aller vorher getätigten Äußerungen rein aus Gründen der Pflichterfüllung der Wahl gestellt. Dies nachdem er am Anfang der langen Diskussion noch vehement die contra DSV Seite vertreten und sich dort im Verlauf der Unterhaltungen offensichtlich nicht nur Freunde gemacht hat.
In den ersten Tagen der anschließend auf weitere 14 Tage angesetzten Abstimmung lag d’Artagnan klar in Führung.
Dabei ist es vielleicht interessant zu wissen, dass d’Artagnan unter anderen französischen Namen schon länger in diversen einschlägigen Foren mit nicht immer ganz konsensfähigen Beiträgen unterwegs ist und gerade im letzten Jahr kaum eine Gelegenheit ausgelassen hat, auch in anderen sozialen Medien die Micro Magic Klasse zu verunglimpfen. Ob er sich damit als ein echter Integrator für den Posten eines RC-Segel-Klassenreferenten oder eher als Kandidat für ein anderes Verfahren qualifiziert hat, kann ich nicht beantworten.
Während die Abstimmung, bei der der aktuelle Zwischenstand jederzeit sichtbar war, bereits lief, wurde fleißig weiter Wahlkampf gemacht. Es gab sogar direkte Aufrufe zur Wahl von Kandidat A oder B. Diverse „ich wollte eigentlich nichts sagen, aber…“ Posts wurden vor allem von Robin Hood genutzt, um seine hehren Absichten nochmals ausführlich darzustellen. Dies blieb nicht wirkungslos, das Blatt wendete sich und Robin Hood lag, nachdem schon viele Stimmen abgegeben waren, irgendwann leicht vor d‘Artagnan.
Dieser holt allerdings zum Gegenschlag aus und zum vorläufigen Höhepunkt der Dramödie informiert dann plötzlich Robin Hood, dass d’Artagnan beim –nennen wir ihn mal den- Sheriff von Nottingham beantragt hätte, ihn –Robin Hood- aus dem Wald zu vertreiben. Gleichzeitig teilt er mit, aus „Fair Play-“ und anderen Gründen als Gegenkandidat zu so einem Menschen nicht mehr zur Verfügung zu stehen und beschuldigt im selben Atemzug d’Artagnan, die Wahl beendet zu haben. 
Daraufhin wurde die Abstimmung vorzeitig geschlossen. Man wartet nun gespannt auf das Urteil des Sheriffs, das weitere Verhalten des einzig verbliebenen Kandidaten oder auf was auch immer.
Das hört sich alles reichlich lächerlich an, ist aber für die betroffene Klasse ein Drama. Wenn ich es nicht ganz falsch verstanden habe, sollte zuletzt eine Person gefunden werden, die zusammen mit den DSV Vertretern Regelungen für eine überwiegende aber nicht komplette Integration vorbereitet. Eine Integration, bei der auch der DSV Kompromisse macht und die Wünsche der contra DSV Fraktion so berücksichtigt werden, dass die gesamte Truppe nicht auseinanderbricht. Vor allem der vorläufig letzte Akt macht aber deutlich, dass bei einigen „Kämpfern“ wieder mal persönliche Interessen im Vordergrund stehen und dafür auch hier wieder heftig hinter den Kulissen gearbeitet wird. Wie man unter anderem an der überschaubaren Kandidatenliste sehen kann, haben schon lange vor der Wahl mehrere frühere Leistungsträger aus Frust hingeworfen oder ihr Engagement stark reduziert. Egal wie es letztlich ausgeht, am Ende wird es –und auch das ist ein Déjà-Vue-Erlebnis- erstmal nur Verlierer geben. Man kann nur wünschen, dass der Rest der Schlacht hinter verschlossenen Türen stattfindet, die vernünftigen Leute dabei bleiben und anschließend die Scherben möglichst schnell beseitigt werden können.
Wie hätte man vermeiden können, dass eine Diskussion rund um ein Hobby, das Entspannung und Freude bringen soll, erneut dermaßen ausartet? Ich habe dazu eine Meinung, die ist aber nicht unbedingt öffentlichkeitstauglich. Ganz offensichtlich ist es aber so, dass wir Menschen mit zu viel Freiheit gelegentlich nicht richtig umgehen können. Sehr bedenklich finde ich in diesem Zusammenhang, dass es mittlerweile Mode geworden ist, dass Moderatoren, die irgendwann mal die Notbremse ziehen, von den ganz intellektuellen Freiheitsliebenden öffentlich der Zensur angeklagt, der Machtgeilheit bezichtigt oder sonst wie beschimpft werden.
So richtig die Ohren gespitzt habe ich im Laufe der Debatte, als sich einer der Kandidaten im Wahlkampfthread damit brüstete, dass die erarbeiteten Ergebnisse zur teilweisen Integration einer RC-Segelklasse in den DSV nun auch Zitat „anderen Klassen angeboten werden“. 
Tatsächlich wurde dann aber „nur“ zu den RC-Laser Jungs verlinkt. Das sind die, die in diesem Jahr für den gleichen Tag drei verschiedene Deutsche Meisterschaften angesetzt hatten. Da scheint es viel Sinn zu machen, nach einer gewissen ordnenden Struktur zu suchen. Auch hier gab es natürlich eine entsprechende Orientierungsphase mit Diskussionen und Rückzügen einzelner Akteure, aber bei weitem nicht in der Form und Schärfe öffentlich vorgetragen wie bei den beiden kleineren Booten. Warum wohl?
Etwas überrascht hat mich das mit den RC-Lasern allerdings schon, bin ich doch bisher davon ausgegangen, dass sich der DSV nicht für Einheitsklassen, die von einem Hersteller abhängen, interessiert. Aber vielleicht habe ich da etwas falsch verstanden. Auch den RC-Lasern wünsche ich natürlich viel Erfolg auf dem neuen Weg.
Für uns Micro Magic Segler wird es interessant sein zu sehen, wie sich der Anschluss der beiden Klassen an den DSV in der Praxis auswirken wird, wie sich die Ausnahmeregelungen bewähren und ob diese auch dauerhaft Bestand haben werden.
Angesichts dieser Entwicklungen bin ich jedenfalls froh, dass sich vor vielen Jahren ein paar Leute zusammengesetzt und eine internationale Dachorganisation für Micro Magic geschaffen haben, die ein globales Regelwerk pflegt, die einzelnen nationalen Organisationen zusammenhält, jedes Jahr einen Eurocup veranstaltet und noch ein paar Dinge mehr.
In Deutschland sind wir Micro Magic Segler dann voraussichtlich irgendwann im nächsten Jahr die einzige landesweit nennenswert vertretene Regattatruppe, die sich selbst organisiert – ohne Verbandszugehörigkeit, Mitgliedsbeiträge, Messprotokolle was auch immer.
Hoffen wir mal, dass wir das noch lange und friedlich bleiben können.
Ralf